Im März 2020, als die Pandemie gerade Momentum bekam, hat die südafrikanische Regierung einen harten ‘Lockdown’ verhängt: Totale Ausgangssperre, Geschäfte und Unternehmen zu, kein Alkohol und Zigaretten. Das ganze Land kam zu einem Stillstand. Kapstadt wird ja oft (und zurecht) als eher lahm, relaxed bezeichnet, aber in der Not halten die Kapstädter zusammen (wie ich es selten anderswo erlebt habe)! Jeder ‘gut betuchte’ Stadtteil verband sich mit einem ‘ärmeren’, um private Hilfe praktisch und schnell zu organisieren. Die Regierung hat nix gemacht! Mein Stadtteil, Plumstead, wurde mit Lavender Hill gekoppelt – nur 15 Minuten entfernt, aber ein Ort, den ich und die meisten Kapstädter noch nie gesehen hatten, und den wir mieden. Ein gefährlicher Ort…
Mark Nicholson, ein Kommunalführer aus Lavender Hill, hatte eine Suppenküche für Kinder ins Leben gerufen, und teilte Essen aus auf dem ‘Schlachtfeld’, einem Feld, was nachts von den Banden für Schiessereien benutz wird. Damals mussten weit über 300 Kinder täglich (!) privat mit Essen versorgt werden – Eltern hatten ihren Job verloren (oder das wenige Geld wurde/wird für Drogen benutzt), und die Schulen waren geschlossen. So fing ich an, Lebensmittel zu sammeln – bei Nachbarn, Freunden, kleinen Firmen, überall. Ich parkte meinen alten Peugeot jeden Tag auf der Strasse vor meinem Haus, und Menschen kamen und legten Lebensmittel in den Kofferraum. Und einmal wöchentlich fuhr ich zu den Kindern und Mark, um die Lebensmittel abzugeben. Aus einer Woche wurden mehr als 40, unsere Mitgliederzahl wuchs, und Freunde aus aller Welt schlossen sich an. Freunde in Schweden sammelten Geld, sodaß wir die Kinder mit 1000 Orangen wöchentlich versorgen konnten (Vit C), jemand aus New York bestellte Lebensmittel online und ließ sie bei mir anliefern… Meine Garage wurde zum Lagerraum und Handelsplatz. Und ich bin dankbar, daß ich durch diese Zeit die Menschen und Kinder von Lavender Hill kennenlernen konnte, und deren Wertschätzung und Dankbarkeit spürte, für das, was wir als Lavender6 jeden Tag und jede Woche auf die Beine stellten. Und wir expandierten: Second hand Winterkleidung, Lehrbücher, Spielsachen, und notwendiges für Mark’s Voluntiere, die jeden Tag kochten und Essen ausgaben. Im Mai 2020 wurden wir zum Hauptlieferer für Lebensmittel für die Kinder vom ‘Schlachtfeld’ in Lavender Hill.
Heute zählt unsere Gemeinschaft 40 Mitglieder in Kapstadt, 15 Mitglieder in Europa und Amerika, und 3 administrative Mitarbeiter (ehrenamtlich).
2020
- Lieferung von 6 notwendigen Lebensmitteln (daher kommt die ‘6’ im Namen!), wöchentlich: Reis, Bohnen, Linsen, Suppenmix, Sardinen in Dosen, und 170 Kg frisches Gemüse
- Lieferung von Kochzutaten, wöchentlich: Öl, Salz, Zucker, Gewürze, Marmelade, Erdnussbutter
- Lieferung von 500 tupperwares für die Kinder (Zur Essensausgabe während Regen)
- Second hand Winterkleidung (1612 Stück)
- Kauf von neuen Winterjacken für alle Voluntiere in Lavender Hill (11)
- Lieferung von Essenspaketen und Toilettenartikeln für alle Voluntiere in Lavender Hill (11)
- Lieferung von COVID-19 Lehrbüchern an die Kinder
- Lieferung von Orangen an 300 Kinder, wöchentlich (Winter)
- Halloween Trick or Treat Drive
- Recherche Projekt “What’s Your Story?” über 57 Kinder
- Weihnachtsgeschenke für 400 Kinder
- 2021 Kinder Fitness-Programm (heute Lavender6 Jugendgruppe)
Aber Essen alleine bringt keine langfristige Veränderung, es muß in Erziehung investiert werden. Im Mai 2021 starteten wir zu einer neuen Reise, zu dem Programm was wir heute leiten. Jeden Tag fühle ich Dankbarkeit and Freude gegenüber den Mitgliedern von Lavender6, für ihr Vertrauen, ihre Unterstützung und Bescheidenheit. (Lutz Manzelmann)